Restauration oder Neubau?

Was soll ich sagen:

Üblicherweise werden alte Dinge, wenn Sie in erhaltenswertem Zustand sind, teilweise erneuert sprich restauriert. Ist jedoch alles marode und soll das Meiste ersetzt werden, macht es Sinn die Sache komplett neu zu bauen.

Bei einem Schiff könnte man wie in alten Zeiten, durch neues Aufplanken auf vorgefertigten Spanten, einen neuen Rumpf entstehen lassen - oder durch Auswechseln sämtlicher Teile nacheinander zum selben Ergebnis kommen.

Beim neuen Aufplanken braucht man einen Riss bzw. Plan der vorhandenen Bootsform, um die Spanten anzufertigen und auf Hilfsmallen zu fixieren.

Das alte Boot müsste man nicht zerstören, auf diese Weise könnte man beliebig viele Boote bauen.

 

Schiffe der Traditionsklassen 



Erhaltung und Pflege

Viele 40er Schärenkreuzer/Skärgårdskryssare sind damals in Komposit-Bauweise hergestellt worden, das heisst, die alle 50cm platzierten Bauspanten waren aus Winkeleisen, auf diesen wurden die Planken befestigt. Erst wenn der Rumpf fertig geplankt war, sind die 2 Holzspanten in kleinerem Querschnitt unter Dampf eingebogen worden.

Zum Bauen gegenüber der reinen Holzbauweise war dies einfacher, weil die Metallspanten nicht durch Hilfsmallen in Form gehalten werden mussten. Zudem konnte man damals die Spanten nicht lammelieren (in dünnen Schichten Formverleimen), aus Mangel an wasserfestem Kleber.

Heute wird jeder Bootsbauer, ob bei Restauration oder Neubau, die Spanten oder Planken mit wasserfester Verklebung miteinander verbinden. Dies funktioniert am besten, wenn die Hölzer trocken gehalten werden. Dem gegenüber ist die alte Art - durch das Quellen der Plankenfugen das Schiff dicht zu bekommen - nur mit feuchteren Hölzern möglich.

Durch ständiges Wässern und Trocknen werden irgendwann die Fugen nicht mehr dicht. In diesem Fall könnte man neue Planken auf gleiche Weise anbringen, oder die Fugen mit eingeleimten Leisten langfristig schließen, was auch eine festere Bootsschale ergibt.

Die meisten Holzboote werden auf diese Weise restauriert.

Das Holz darf aber dabei nicht zu trocken sein, sonst kommt beim Quellen durch erhöhte Feuchtigkeit in der Aussenhaut zu viel Druck auf die eventuell altersschwachen Spanten, welche dann brechen können. 

 

Neubau nach originalem Vorbild



Was ist Restaurierung oder Neubau?

Am Starnberger See gibt es mittlerweile rund zwanzig 40er Schärenkreuzer, die verschieden restauriert bzw. erhalten sind.

Bei Schiffen, bei denen der gesamte Rumpf mit Kunststoff überzogen ist, meist mit weissem Rumpf, ist hierdurch eine hohe Rumpffestigkeit erreicht worden.

Andere sind an den Plankenfugen ausgeleistet bzw. verklebt worden. Wenn in solch einem Fall auch noch die Spanten & Planken erneuert werden, liegt der Aufwand hierfür im Bereich des Neubaus. Am Starnberger See sind zurzeit (2008) vier 40iger bekannt, welche so komplett neu aufgebaut wurden, daß keine nennenswerten alten Teile mehr zur Verwendung kamen.

Ich habe von 2003 bis 2005 eine originalgetreue Replik des 40er Schärenkreuzer G33 Hagen, Baujahr 1923, gebaut. Nach Vorlage eines Original-Bauplans mit Holzquerschnittsangaben von Gustav Estlander sowie einem Spantenriss von Klaus Röder, welcher im 1:1 Maßstab die Form der Spanten und Hilfsmallen vorgab. Durch den exakten Vergleich mit dem Original konnten Abweichungen korrigiert werden.

 

Starnbergersee und seine Holzboote



Neubau Aphrodite G54

Die Bauweise ist mit massiven Kaya-Mahagonileisten auf lamellierten Eschespanten sehr traditionell. Unterschiede zu damaligen Methoden unterscheiden sich nur in Details, wie zum Beispiel, daß Planken auf Spanten geschraubt und verklebt wurden - früher wurde genietet und wasserfeste Verklebung gab es nicht (was mittlerweile meist bei Restaurierungen geändert wurde). Die Plankenbreite ist durch Verwendung von Leisten geringer, dadurch kann die Aussenhaut exakter in ihrer Dicke eingehalten werden und das Verziehen oder Reißen durch das Arbeiten des Holzes ist damit verbessert. Leider ist das früher verwendete Honduras Mahagoni, welches leichter und fester ist, heute nicht mehr erhältlich.

Die zweijährige Bauzeit wurde Schritt für Schritt mit Photos dokumentiert. Als besonders vorteilhaft erwies sich, sämtliche Edelstahlarbeiten, wie die Herstellung von Bodenwrangen und Beschlägen, im Hause selbst vornehmen zu können. Hierdurch konnte der eigene hohe Anspruch an Qualität eingehalten, und der zügige Weiterbau garantiert werden, was sich besonders beim Mastbau als vorteilhaft zeigte.

Der Kiel wurde nach der Kielmodellvorlage in Edelstahl gebaut und anschließend mit Blei ausgegossen.

 

Ein traditionelles Schiff nach altem Vorbild